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Pfeil und Bogen statt Zahnarzt?

Vorschulkind - Foto_Huefner
Foto: Hüfner

Wenn sich die ersten Milchzähne verabschiedet haben, dann zeigt sich auch optisch: Der Schulanfang naht. Rund 50.000 ABC-Schützen sehen in Hessen 2014 erwartungsvoll dem großen Tag entgegen. Auch für die Zähne beginnt ein neuer Lebensabschnitt.

Frankfurt am Main, 7. August 2014. „Mit Pfeil und Bogen zum Zahnarzt“ – so war kürzlich ein Kurzvideo überschrieben, auf das mehrere große Webportale aufmerksam machten. Es zeigte ein etwa 5-jähriges Mädchen, das sich – mit Pfeil und Bogen bewaffnet – auf ungewöhnliche Weise selbst von einem bereits locker sitzenden Zahn befreite. Weniger spektakulär sind die der zahnärztlichen Vorsorge dienenden Zahnarztbesuche ab dem ersten Zahn. Jedoch sollten alle Kinder gerne und selbstverständlich alle sechs Monate ihren Zahnarzt besuchen – eine der Grundlagen für lebenslange Zahngesundheit.

Die Karies ist in Deutschland zwar insgesamt zurückgegangen – für die frühkindliche Karies an den Milchzähnen gilt das jedoch noch nicht. Karies ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen im Kleinkind- und Vorschulalter. Die 87. Gesundheitsministerkonferenz beschloss Ende Juni 2014 einen deutlichen Ausbau der zahnmedizinischen Früherkennung bei Kleinkindern, z. B. eine Vernetzung mit den Kinderuntersuchungen U6 (10.-12. Lebensmonat) und U7 (21.-24. Lebensmonat) mit Eintragungen in das allgemeine Kinderuntersuchungsheft, das „Gelbe Heft“. Hausärzte, Hebammen, Kinder- und Jugendärzte können dazu beitragen, der sogenannten Nuckelflaschenkaries Einhalt zu gebieten.

Je früher, desto besser

„Idealerweise beginnt die Vorsorge fürs Kind bereits in der Schwangerschaft“, sagt Dr. Andrea Thumeyer, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH). 21 Arbeitskreise Jugendzahnpflege sorgen in Hessen für die Zahngesundheitsaufklärung durch Gruppenprophylaxe in Kitas und Schulen.Die fünfte Querschnittsuntersuchung hessischer Kindergartenkinder 2012/2013 hat ergeben: Zwei Drittel der Fünfjährigen haben gesunde Milchzähne, bei 25 % besteht jedoch Behandlungsbedarf, 12 % der Fünfjährigen gelten als „Kariesrisikokinder“. Diese Polarisierung der Kariesverteilung ist Grund genug, das Thema Zahnpflege durch die Eltern bei Klein- und Kindergartenkindern weiter zu stärken.

Bei den 6- bis 7-Jährigen zeigten Untersuchungen in Hessen: Knapp 55 % der untersuchten Kinder verfügten über naturgesunde Gebisse (Milchzähne und bleibende Zähne ohne Karies), bei 17 % waren die Zähne vollständig saniert, bei ca. 28 % bestand Behandlungsbedarf.

Schutz für den Schulzahn

Die Angebote sind da – Eltern sollten sie nutzen. So wird beispielsweise die Versiegelung des 6-ers – das ist der erste bleibende Backenzahn, der häufig bei Schuleintritt hinter dem letzten Milchzahn erscheint – von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Zahnärzte versiegeln vorsorglich diesen sogenannte Schulzahn und auch den 7-er, da er sehr tiefe Furchen hat, die ein gutes Versteck für Plaquebakterien darstellen. Bis 6-er und 7-er versiegelt werden, müssen Sie von den Eltern quer zur üblichen Putzrichtung auf den Kauflächen geputzt werden. Denn in der Durchbruchsphase erreicht man die Kauflächen sonst gar nicht und die Karies nimmt bereits ihren Anfang.

Alte Regeln – neue Erkenntnisse

„Nach dem Essen immer Zähne putzen“ – besser als diese alte Regel ist das Wissen um die Fähigkeiten des Speichels: Er kann Zähne regenerieren und reparieren, wenn Zähne sauber, also ohne bakteriellen Zahnbelag sind und kein Zucker in den Mund kommt. Das 5-Sterne-Konzept der LAGH berücksichtigt dieses Wissen (siehe unten). Auch Fluorid in der Zahnpasta schützt vor Karies. Und weil Erstklässler gern zu „den Großen“ gehören möchten, gibt es für sie eine motivierende Nachricht: Sobald die Kinder kontrolliert ausspucken können, dürfen sie die Zahncreme ihrer Eltern oder Juniorzahnpasta mit höherem Fluoridgehalt benutzen – ein kleiner Schritt mehr in ein gesundes Erwachsenenleben. ■

Infokasten1

Das 5-Sterne-Konzept

☼ Nach dem Frühstück zuhause direkt Zähne putzen

☼ Zuckerfreier Vormittag: ein kauaktiv-frisches zweites Frühstück essen und in der Schule Wasser trinken

☼ Zuckerhaltige Lebensmittel/Getränke weniger häufig, dafür bewusst: ein süßer Nachtisch und Naschen am Nachmittag/Abend – mit Genuss und ohne schlechtes Gewissen

☼ Zähne putzen nach dem Abendessen, danach nichts mehr essen oder trinken außer Wasser/Mineralwasser

☼ Eltern putzen abends alle Kinderzähne von allen Seiten sauber, bis ihre Kinder flüssig schreiben können

Die Broschüre „Der Zuckerfreie Vormittag im Schulalltag“ ist im Internet auf der Website www.jugendzahnpflege.hzn.de unter der Rubrik „Zusatzangebote für Schulen“ als Download verfügbar.

Quelle: Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendzahnpflege   

Infokasten2

Zahlen rund um die Zähne

  • Rund 117.000 Milchzähne zogen hessische Zahnärzte im Jahr 2013, knapp 3,5 % weniger Zähne als im Jahr 2012 (rund 121.200 gezogene Milchzähne). Bei 6- und 7-jährigen Kindern wurden rund 20.700 Zähne im Jahr 2013 gezogen, 20.780 waren es im Jahr 2012.
  • Auf der Rangliste der am häufigsten gezogenen Milchzähne stehen der 54er und der 55er, das sind die beiden Milchmolaren (Mahlzähne) im rechten Oberkiefer. Danach folgen der 64er und der 65er, also die beiden Milchmolaren im linken Oberkiefer. Die oberen Milchmolaren wurden in den Jahren 2012 und 2013 hessenweit jeweils über 9.000-mal gezogen.
  • Eine Fissurenversiegelung erfolgte im Jahr 2013 hessenweit insgesamt rund 502.000-mal, im Vorjahr rund 512.300-mal.
  • An rund 477.000 Zähnen nahmen hessische Zahnärzte in 2013 eine Fluoridierung vor, rund 478.400 waren es im Jahr 2012.
  • Bei 6- und 7-jährigen Kindern wurden im Jahr 2013 hessenweit rund 71.300 ein-, zwei-, drei- oder mehrflächige Füllungen erbracht. Rund 72.500 waren es im Jahr 2012. Auch Kronen war bei Vor- und Grundschulkindern bereits erforderlich: rund 4.300 im Jahr 2013, rund 4.400 im Jahr 2012.
Quelle: KZV Hessen, Abrechnungszeiträume 2012 und 2013
  • Nur 67,5 % der BARMER GEK-Versicherten in Hessen machte gemäß BARMER GEK-Zahnreport 2014 im Jahr 2012 einen Besuch beim Zahnarzt. Damit liegt Hessen im Vergleich zu anderen Bundesländern im unteren Drittel.
Quelle: BARMER GEK Zahnreport 2014

BARMER GEK Hessen, Brigitte Schlöter, Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 0800/33206047-3316,
E-Mail: presse.hessen@barmer-gek.de

KZV Hessen, Regina Lindhoff, Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 069/6607-278, Fax -388,
E-Mail: regina.lindhoff@kzvh.de 

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